«Du bist so viel mehr, als du glaubst jemals sein zu können»
- Silke Stupperich
- vor 2 Tagen
- 5 Min. Lesezeit
Wie ich in den Wechseljahren mein Leben umkrempelte, mein Vertrauen fand und durch Human Design lernte, meiner Energie zu folgen.

Das bin ich am Meer im Oktober 2020 – eine Woche, in der ich nur in mich gehört habe.
«Du bist so viel mehr, als du glaubst jemals sein zu können» Das sagte Agostino zu mir, nachdem er mich aufgefordert hatte, zu überlegen, wie ich mein Selbstvertrauen einschätze und ich mit «gut» antwortete. Zu dieser Zeit befand ich mich am Tiefpunkt meiner geistigen- und emotionalen Erschöpfung und diese Worte rüttelten mich auf.
Der Moment, in dem alles kippte
Ich lebte in der Schweiz, in einer langjährige Beziehung, hatte eine gute Position, Verantwortung, ein gutes Gehalt, ein schönes Haus und einen lieben Freundeskreis. Von aussen betrachtet schien alles richtig. Doch in mir war etwas anders geworden. Leer, sinnlos. Und irgendwie schämte ich mich dafür. Denn mir ging es ja gut, wie konnte ich mich in diesem Leben schlecht fühlen? Aber ich funktionierte nur noch, bis mein Körper, meine Seele und das Leben selbst entschieden, dass es so nicht weitergeht.
Mir fehlte als manifestierende Generatorin die Vielfalt im Leben und im Job. Ich wurde in ein System gepresst, ganz langsam, unmerklich, bis ich irgendwann spürte, dass es nicht zu mir passte.Und während in mir diese Enge wuchs, passierte auch um mich herum vieles. Menschen in meinem nahen Umfeld wurden krank. Ich begann, meine Beziehung zu hinterfragen.
Alles kam ganz leise. So leise, dass ich es zunächst gar nicht bemerkte.
Und so akzeptiert man immer mehr. Zuerst ein kleines Unwohlsein, dann der Druck auf der Brust, der jeden Abend im Bett ein bisschen stärker wird. Man gewöhnt sich daran. Man sagt sich: «Das ist jetzt einfach so.» Und irgendwann wird dieser Druck ein Teil von einem selbst. Er wird stärker und wird trotzdem normal. Aber es ist es ganz und gar nicht.
Ich erinnere mich, wie ich mir sagte: Ich schaffe das nicht mehr. Und im gleichen Moment dachte: Aber ich habe es doch immer geschafft! Also machte ich weiter. Einfach weiter. Bis nichts mehr ging.
Der Zusammenbruch als Wendepunkt
Dann kam der Zusammenbruch. Ich erlitt eine Erschöpfungsdepression. Mein Körper signalisierte ganz klar: bis hierhin und nicht weiter. Vor Schmerzen konnte ich nicht mehr stehen, nicht mehr sitzen, nicht mehr liegen. Drei Monate dauerte es, bis alles medizinisch abgeklärt war und keine körperliche Ursache gefunden werden konnte. Ich war also gesund. Und konnte ich kaum glauben, dass man so starke körperliche Schmerzen ohne physische Ursache empfinden kann.
Mein Körper war voller Verspannungen, die jedoch nicht von aussen kamen. Sie kamen von innen. Heute weiss ich: Dieses Burnout entstand nicht durch zu viel Arbeit, sondern durch zu viel Leben, das nicht mein eigenes war. Durch einen Job, in dem ich nicht mehr meiner Freude folgen konnte, sondern die unterschwellig getrieben von Angst war. Durch zu viele Situationen, in denen ich nur machtlos zusehen konnte. Gemeinschaften, die mich getragen hatten, gerieten ins Wanken. Und ich versuchte, sie mit aller Kraft zusammenzuhalten – bis keine Kraft mehr da war.
Ich weiss jetzt auch, dass solche Schmerzen durch Stresshormone entstehen. Durch das Cortisol, das ausgeschüttet wird, wenn man über längere Zeit im «Fluchtmodus» lebt. Und Stress bedeutet nicht nur zu viel Arbeit. Stress ist auch, wenn man nicht mehr die eigene Energie leben kann. Wenn man – wie ich damals – als manifestierende Generatorin seine Energie zurückhält, weil man sich in ein System presst, das nicht zum eigenen Wesen passt, dann kämpft die Seele und wenn man nichts hört, reagiert der Körper. Er bleibt in Alarmbereitschaft, Tag und Nacht. Und das machen heute sehr viele Menschen durch, ohne es zu merken. Wir halten Schmerzen, Müdigkeit oder innere Leere für normal. Doch das ist es nicht.
Die Uranus-Opposition ist ein Ruf nach Veränderung
Erst viel später verstand ich, dass ich mitten in meiner Uranus-Opposition steckte. Diese Lebensphase rund um die Mitte fordert uns auf, ehrlich zu werden. Alte Sicherheiten lösen sich auf, Routinen verlieren ihren Halt, und etwas in uns weiss, dass ein neues Kapitel beginnen will und fordert uns auf ehrlich hinzuschauen.
Wenn du mehr über die Uranus-Opposition erfahren möchtest, lies gern Nicoles Blogartikel dazu. Sie beschreibt wunderbar, was in dieser Zeit in uns geschieht.
Ich habe alles losgelassen
Das war kein plötzlicher Schritt, sondern ein langer Prozess. Über drei Jahre hinweg habe ich Schicht für Schicht alles losgelassen: meine Wohnung, mein geregeltes Leben in der Schweiz und schliesslich auch meinen sicheren Job. Das habe ich mir nicht gut überlegt, sondern bin meiner emotionalen Entscheidungsautorität gefolgt und habe alles gut «überfühlt». Sehr gründlich. Drei Jahre.
Im April 2025 bin wieder nach Deutschland gezogen, und gleichzeitig zu meinem Partner nach Italien. Heute pendle ich zwischen beiden Ländern, zwischen Olivenbäumen, neuen Projekten und meiner Arbeit mit Human Design.
Jetzt, im Oktober 2025 bin ich noch nicht angekommen. Ich befinde ich mich immer noch im Startmodus meines neuen Lebens. Ich habe keine Sicherheit – und ich suche sie auch nicht mehr.
Ich suchte nach Sicherheit und fand Vertrauen. Ich suchte nach Halt und fand mich selbst. Rückblickend weiss ich, dass ich in dieser Phase meine Energie nicht mehr leben konnte – jene Energie, für die ich auf dieser Welt bin:
Als ich zum ersten Mal mein Inkarnationskreuz im Human Design las, hat mich das tief getroffen. Ich weinte, weil ich schwarz auf weiss las, was ich innerlich schon immer wusste.
Meine bewusste Sonne steht im Tor 37, dem Tor des Friedens und der Gemeinschaft. Es geht um Zugehörigkeit, um Gleichgewicht in Beziehungen, um das Zusammenhalten von Menschen, um das bilden von Gemeinschaften. Genau das ist meine Aufgabe und genau das habe ich in meinem Beruf und in meinem privaten Leben schon immer getan. Doch dann konnte ich es in keinem der beiden mehr wirklich leben.
Erst heute verstehe ich, dass mein Körper, meine Erschöpfung und mein Burnout mich auf diesen Weg geführt haben. Weg von der Anpassung. Hin zu mir.
Wechseljahre sind Wandeljahre
Ich glaube, dass die Wechseljahre uns Frauen für genau diese Erkenntnis öffnen. Sie sind keine Zeit des Rückzugs, sondern des Erwachens. Es ist die Phase, in der wir aufhören, uns anzupassen, und beginnen, uns zu erinnern, wer wir wirklich sind. Und deshalb spielt auch die Uranus-Opposition eine so grosse Rolle.
Human Design hat mir gezeigt, dass mein Körper die Wahrheit kennt. Dass ich Entscheidungen aus meiner inneren, emotionalen Weisheit treffen darf und nicht aus Angst oder Vernunft. Heute begleite ich mit Nicole, meiner besten Freundin, Frauen, die spüren, dass in ihnen mehr schlummert. Mehr Leben, mehr Wahrheit, mehr sie selbst.
Rückblick
Vor fünf oder sechs Jahren hätte ich nie geglaubt, dass ich einmal so leben würde: ohne festen Job, ohne festen Wohnsitz, aber mit einem tiefen Vertrauen in das Leben. Ich weiss heute, dass mich diese Unsicherheit genau dorthin geführt hat, wo ich hingehöre.
Es war und ist kein leichter Weg. Und ja, manchmal macht er mir immer noch Angst. Aber es ist meiner. Und er begann mit einem Satz, der in mir alles verändert hat:
«Du bist so viel mehr, als du glaubst jemals sein zu können.»